Christuskirche
Innenansicht, Grundriss und Kirchenfenster
Christuskirche Kleuker Orgel
Erbaut 1984, Fa. Detlef Kleuker, Brackwede.
Detlef Kleuker (* 4. Juli 1922 in Flensburg; † 15. Februar 1988 in Brackwede) war ein deutscher Orgelbauer.
Hans-Detlef Kleuker, Sohn eines Oberstudienrats aus Flensburg, erlernte den Orgelbau bei Emanuel Kemper, in dessen Firma er von 1947 bis 1954 arbeitete. 1955 legte er die Meisterprüfung ab und machte sich in Brackwede selbstständig. In drei Jahrzehnten baute er 350 Orgeln, die in 20 Länder exportiert wurden und etablierte sich als eine der führenden Orgelbauwerkstätten in Norddeutschland.[1] Nach dem erfolglosen Orgelneubau für die lutherische Kirche in Sankt Peter-Ording (1953), die auf einer Kastenlade mit störanfälligen elektrisch gesteuerten Hülsenmagneten basierte, entwickelte Kleuker eine witterungs- und klimabeständige Form der Schleiflade. Nun kamen Vierkantrohre aus Pertinax oder aus mit Kunstharz getränktem Holz oder Sperrholz zum Einsatz. Für die Ventile und die Traktur verwendete er Leichtmetall wie Aluminium. In den Anfangsjahren arbeitete er mit Drehschleifen, später mit Messingschleifen, und ließ verschiedene Neuentwicklungen patentieren. In den letzten Jahren wandte er sich wieder stärker den traditionellen Werktechniken zu, da sich die neuen Werkstoffe nicht als langlebig erwiesen.
Stilistisch orientierte er sich an der norddeutschen Barockorgel hinter einem modernen, kantigen Gehäuse. Die Dispositionen waren eher traditionell, nicht selten vom Neobarock geprägt. Auch als Restaurator war er gefragt. Siegfried Bäune übernahm 1986 als Geschäftsführer die Leitung der in eine GmbH umgewandelte Firma, die 1991/92 erlosch. Dank an Wikimedia
Die Orgel besteht aus 18 Registern, ca. 1650 Pfeifen, einem zweimanualigen Spieltisch und geradlinigem Pedalwerk. An die beiden Manuale sind das Hauptwerk und das Rückpositiv angeschlossen, die untereinander gekoppelt werden können, so dass die Orgel über einen sehr facettenreichen Klangraum verfügt.
Stilistisch erinnert sie an eine norddeutsche Barockorgel hinter einem modernen, kantigen Gehäuse. 1982 hatte der Erbauer bereits verschiedene Neuentwicklungen für Ventile und Trakturen patentieren lassen, von deren Einbau die Orgel noch heute profitiert. Witterungs- und Klimabeständig steht dieses wunderbare Musikinstrument in Günnigfeld und wird von den amtierenden Musikern geschätzt und gepflegt.
Ute Dahlke (Kirchenmusikerin der Gemeinde von 2010-2017) in der Christuskirche auf dem Foto mit abgebildet
90 Jahre Christuskirche (1927-2017)
Postkarte von 1927 (Foto:Archiv)
Keine Blumen für die alte Dame, Die Christuskirche Günnigfeld ist 90 Jahre alt
Viele Geburtstagsgäste: Die Kirchengemeinde Wattenscheid-Günnigfeld feierte den 90sten Geburtstag ihrer Christuskirche am 19. März 2017
Gernot Tornes als Kirchendiener Jakob und Birte Meier-Brodkorb als Fräulein Christina beim „Dinner für one“. PHOTOS: CORNELIA FISCHER
Einen fröhlichen, besinnlichen und spannenden Geburtstag hat die Kirchengemeinde Wattenscheid-Günnigfeld am 5. März gefeiert: Ihre Christus-Kirche wurde 90 Jahre alt.
Im Festgottesdienst sorgten Gottesdienstband, Orgel und der Günnigfelder Bläserkreis für vielfältige Musikerlebnisse. Die große Festgemeinde entfaltete bei Liedern wie „Danke für diesen guten Morgen“ und „Großer Gott, wir loben Dich“ ihre Stimmkraft.
„Der 90. Geburtstag“ löst bei vielen auch in Deutschland eine englische Assoziation aus: „Dinner for one“, der unvergessliche Sketch um den 90. Geburtstag einer Dame, deren Freunde schon lange begraben sind. So muss ihr Butler die Rolle der Freunde spielen.
Zur Freude der Gemeinde gab es auch beim Kirchweihjubiläum in Günnigfeld ein „Dinner for one“ – und zwar mitten im Gottesdienst. Fräulein Christina (gespielt von Birte Meier-Brodkorb) hatte imaginäre Gäste aus der Geschichte der Günnigfelder Gemeinde eingeladen: den ersten Pfarrer, die frühere Gemeindeschwester, einen Kantor und den Stadtbaumeister, der die Christus-Kirche ehrenamtlich entwarf. Kirchendiener Jakob (Gernot Tornes) schlüpfte in alle diese Rollen und unterhielt sich mit Fräulein Christina über die Feste im Kirchenjahr, wie sie seit 90 Jahren in der Christuskirche gefeiert werden. „The same procedure as every year“, wie es beim „Dinner for one“ heißt – der gleiche Ablauf wie jedes Jahr.
Pfarrer Christian Meier nahm in seiner Predigt diesen Gedanken auf. „Traditionen verleihen ein Gefühl von Beständigkeit“, sagte er. „Sie bewahren das Vertraute und können ein Anker sein in der Flut der Beliebigkeit, die uns heute immer bedrohlicher umgibt.“ So habe „der gleiche Ablauf wie jedes Jahr“ auch sein Gutes. Jedoch sei die Tradition nicht um ihrer selbst willen zu bewahren. „Solange die Abläufe, die wir hier Jahr für Jahr begehen, von ihm bestimmt sind, der gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit ist, wenn sie auf ihn hinzielen und für ihn den Weg bereiten, dann dürfen wir darauf hoffen, dass diesem Haus und den Menschen, die hier in seinem Namen zusammen kommen, auch weiterhin Heil widerfahren wird.“
Nach dem Festgottesdienst fand die Jubiläumsfeier im Wichernhaus ihre Fortsetzung. "Aus der Zeit gefallen. Die Christuskirche Günnigfeld" – unter dieser Überschrift stand der Vortrag von Dr. Ulrich Althöfer aus Bielefeld. In seinem bebilderten Vergleich mit anderen Kirchen aus der Region wurde deutlich, dass die Christuskirche eine Besonderheit darstellt. Sie wurde so gebaut, wie es 20 bis 30 Jahre früher üblich gewesen wäre. Des Rätsels Lösung: Die Baupläne sind tatsächlich lange vor dem Baubeginn entstanden. Aber es fehlte das Geld. Als endlich genug beisammen war, wollte man nicht wieder neu mit der Planung anfangen und griff kurzerhand auf den alten Entwurf zurück. Ein besonderes Augenmerk richtete Dr. Althöfer auf die schönen Altarfenster aus dem Anfang der 50er Jahre.
Zum Abschluss gab es Blumen – nicht für das Geburtstagskind selbst, sondern für 90jährige Gemeindemitglieder, die an diesem Festtag dabei waren.
Katharina Blätgen