Friedenskirche Wattenscheid - 360 Grad Rundumsicht
Friedenskirche
Innenansicht, Grundriss und Kirchenfenster
Friedenskirche
Die Kirche lebt
von Pfarrer Rolf Leitmann
Am 3. November 1880 wurde mitten in dem sich neu bildenden Zentrum der Stadt Wattenscheid nach fast zweijähriger Bauzeit ein evangelisches Gotteshaus eingeweiht: die Friedenskirche.
Für die damalige Zeit war es ein imposantes Bauwerk von 34m Länge, 19m Breite und 24m Höhe bis zur Decke des Schiffes. An der Westseite erhob sich der Turm, der mit seiner Höhe von 50m schon bald ein weithin über die Felder und Wiesen ein sichtbares Wahrzeichen wird. Für die Pläne, die das Datum vom 10. Mai 1878 tragen, zeichnete der Architekt Fr. Müller - Bochum verantwortlich. Der Innenraum mit 1230 Sitzplätzen weist die typisch klassizistischen Stilelemente des Kirchenbaus jener Jahre auf.
Wie F. Schauerte in seinem lokalgeschichtlich sehr interessanten Bändchen "Wattenscheid, meine Heimat" berichtet, hatte man für den Bau eigens das zuvor an der Gabelung von Heide- und Chausseestraße (jetzt Hochstraße und Westenfelder Straße) stehende, alte Pfarrhaus abgebrochen.
Das neue Pastorat, Hochstraße 4, wurde etwa gleichzeitig mit der Kirche errichtet.
Die Evangelische Kirchengemeinde am Ort konnte damals bereits auf eine reiche, wenn auch nicht gerade ruhige Geschichte zurückblicken. Den Forschungsergebnissen Dr. Eduard Schultes zufolge, reichen die ersten Anzeichen der Reformation in das Jahr 1569 zurück. Nachweisbar ist sie erst für 1587. Sie verebbt, setzt aber 1607 "wieder schwach", 1613/14 "mit Macht" neu ein. Fest steht jedenfalls nach Dr. Schulte, dass ab 6. Januar 1614 Melchior Ebbinghaus und drei Wochen später auch der Vicarius Dietrich Schluck als evangelische Prediger hier tätig waren.
Der Dreißigjährige Krieg bringt für sechs Jahre spanische Besatzung und alsbald zähen Kampf um den Bestand der protestantischen Vikarie. Erst 1763 kann mit Hilfe von Kollekten und großzügigen Grundstücksschenkungen die "Alte Kirche" für die lutherische Gemeinde endlich fertig gestellt werden.
Heftiger Streit entbrennt seitdem zwischen ihr und der kleinen, 1613 entstandenen evangelisch-reformierten Gemeinde, die seit etwa 1690 schon Gottesdienst im Rathaus hielt. Erst die auf einen gewissen Druck der preußischen Regierung zustande kommende Union beendet die Fehde.
Eine Gedenktafel in der Alten Kirche, die vereinigten Hände im Wattenscheider Kirchensiegel und jene im Besitz des Presbyteriums befindliche Medaille, die auf einer Seite die aufgeschlagene Bibel, auf der anderen die Bildnisse von Luther und Calvin zeigt, erinnern noch an die wechselvollen Schicksale.
Die sich rasch und stetig entwickelnde Gemeinde ist bis heute von dem Bewusstsein, unierte Gemeinde zu sein, bestimmt geblieben. Konfessionsinterne Auseinandersetzungen wie früher hat es nie mehr gegeben.
In den siebziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts machte das Anwachsen der Bevölkerung im Zuge der Industrialisierung durch den Bergbau - 1854 wurde die Zeche "Holland" eröffnet, 1865/67 entstand "Centrum" mit Arbeitsmöglichkeiten für 4000 Menschen, 1875 die "Fröhliche Morgensonne" - Überlegungen zum Bau einer weiteren Kirche notwendig. Diese steht noch. Ihre Mauern haben die Ereignisse des ersten und zweiten Weltkrieges und einen Turmbrand überdauert. Im Jahr 2005 feierten wir das 125jährige Bestehen der Friedenskirche